Kanada - Warten in Halifax

You are very welcome! - Der Flug von Island nach Kanada vergeht in Windeseile und da stehen wir nun - am kanadischen Zoll! Plötzlich werden wir doch ein wenig nervös. Wir wollen immerhin ohne Rück- oder Weiterflugticket einreisen, was nach Auskunft verschiedener Reiseführer und -foren nicht möglich ist. Doch auf der offiziellen Seite der kanadischen Regierung steht nichts von Retourtickets, sondern nur etwas von «ausreichend finanziellen Mitteln und Bindungen ins Heimatland». Was auch immer das heissen mag. Doch wir beruhigen uns damit.
Unsere Bedenken sind völlig unbegründet. Die nette Frau am Schalter ist begeistert zum ersten Mal einen Schweizer Pass zu sehen (oh, how cool the colors are!), stellt ein paar Fragen und beginnt dann tatsächlich mit uns übers Reisen zu plaudern (über die «Gilis» in Indonesien, welche sie auch besucht hat). Wie sympathisch! Unsere Nervosität verfliegt und wenig später befindet sich ein erster Stempel in unserem leeren, weil neuen Pass.
Bereits ist es dunkel, als wir uns im Busfahren in Kanada versuchen. Wir müssen etwas suchen, bis wir den Abfahrtsort finden und sind fast die Einzigen, die den Bus nach Downtown nehmen. Wie es scheint, fährt man nicht mit dem Bus in die Stadt...
Zum Glück sind alle mehr als freundlich und helfen, wo sie können. Kaum im Bus haben wir einen älteren Mann zur Seite, der es sehr gut mit uns meint. Immer wieder erklärt er den schnellsten, besten Weg, holt uns den Busfahrplan, schlägt eine Alternative vor und fragt nochmals nach der genauen Adresse. Dank OpenstreetMap auf Andy’s Natel kennen wir den Weg zwar längst, doch davon lässt sich der Gute nicht überzeugen.
In Dartmouth trennen sich unsere Wege. Er steckt uns einen Zettel mit einem Restaurant-Tipp zu und verschwindet in einem der Busse. Rennend erwischen wir den Anschluss und werfen die 2.50$ in die Geldmaschine beim Eingang. Wir entschwinden in die schwarze Nacht, uns auf ein warmes Bett freuend. In der Ferne lassen sich die Lichter der Stadt erkennen und eine Brücke, welche dahinführt. Wir sind in Kanada, müssen wir uns selbst immer wieder sagen.
Doch oh Schreck, unser Bus fährt ganz und gar nicht auf die Brücke zu. Sekunden später verlassen wir den Bus. Uuups, das war die falsche Richtung.
Zum Glück erweicht sich ein Taxi Unserer und wir erreichen sicher die May Street. Schnell noch «unseren» Hund begrüssen, uns über das schöne Haus freuen und dann fallen wir müde ins Bett.
Nr.5797 unser Zuhause in Halifax erstes Zmorge in Kanada - mit Nikki

Fast wie Einheimische - Mehr als zwei Wochen ist das Haus an der May Street unser Zuhause. Die erste Woche dürfen wir es gar alleine bewohnen, da unsere Gastgeberin Jen im Ausland weilt. Auf Hund Nikki sollen wir ein Auge haben, spazieren gehen müssen wir aber nicht mit ihr, dazu hat sie einen Dogsitter organisiert.
Wir erkunden Halifax - auf den ersten Blick keine sonderlich schöne Stadt; viele heruntergekommene Gebäude, Strassenszenen, wie wir sie eher in den USA erwartet hätten, trist und grau sind anfangs sowohl Wetter, als auch die vorherrschenden Farben in der Stadt. Halifax haben wir uns irgendwie netter und gemütlicher vorgestellt. Nun, wir werden sehen, es bleibt uns ja noch viel Zeit andere Eindrücke zu sammeln.
Das Bussystem soll gut ausgebaut sein. Doch selbst um Ziele in der Nähe zu erreichen muss viel Zeit eingerechnet werden, da die Busse alle gefühlten 5 Meter anhalten. Weiter entfernte Orte sind nur mit teuren Überlandbussen zu erreichen. Unsere Idee, Nationalparks in der Umgebung zu besuchen, löst sich in Luft auf. Hier ist einfach alles, aufs Autofahren ausgerichtet.
Wir geniessen stattdessen «unser» Häuschen, spielen mit «unserem» Hund und erledigen Dieses und Jenes für die Weiterreise (Routenplanung, neue Reifen kaufen, Homepage aktualisieren). Flanieren über das «Watergate» von Halifax, mit typischem Kaffee-Pappbecher von Tim Hortons in der Hand und fühlen uns beinahe ein wenig kanadisch ;)
Fischerboote im Hafen von Halifax drunk lampposts an der Waterfront Pausenschiff

Entdeckungen - Wir verfallen in eine kleine Depression. Die Stadt ist angeschaut, Ausflüge zu machen ist unmöglich. Was sollen wir hier bloss noch soo lange machen??? Wir wollen doch endlich losziehen und die Welt erkunden…
Wir behelfen uns mit Einkaufen und Kochen. Stundenlang schlendern wir durch riesige Superstores, begutachten das gigantische Angebot und fragen uns, ob der Mensch wirklich so viele verschiedene Tiefkühlprodukte braucht?
Es gibt für jedes Gemüse die passende Gewürzmischung, Milch aus allem möglichen und mit allen möglichen Zusätzen (Soja, Mandel, Kokos, Reis, mit 0, 1, 2, 3, 3.5 % Fett, mit extraviel Kalzium, Magnesium, Vitaminen undundund), Olivenöl aus der Spraydose, viereckigen Käse in allen Farben (zumindest fast) und so viele Chips-Sorten dass einem schlecht wird. Wohlgemerkt, alles in handlichen Familienpackungen. Milch ab 2 Liter, Butter ab 500 Gramm, Guetzli in XXL-Packungen. Würde uns an der Kasse nicht unser Akzent als Touristen entlarven, dann wohl unser Einkaufsverhalten. So bescheiden wie wir kauft sonst niemand ein.
Statt aus Spanien kommen die Tomaten und Erdbeeren hier aus Mexiko und statt Bio heisst das Schlagwort hier «organic». Eigene Abteilungen gibt es dafür.
Richtig «organic» ist das Angebot auf dem Markt im Hafen am Samstag. Dutzende Verkäufer preisen hier Gemüse, Obst, Brot, Fleisch, Käse, aber auch Kosmetik, Honig und Kaffee an. Überall darf probiert werden. Es herrscht Volksfeststimmung. Musiker (die Musik ist sehr schottisch angehaucht) spielen auf, man sieht und trifft sich. Gerne auch in Sportkleidung.
Es gibt kanadische (köstliche Lobster Rolls für 6$. Wir schlagen zu!), chinesische, indische, afrikanische und türkische Spezialitäten zu entdecken. Eine Vielfalt, die sich auch in der Zusammensetzung der Bevölkerung Kanadas zeigt. So ist das zweitgrösste Land der Welt ein typischer «Melting pot» und es sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern vertreten.
Kanada bezeichnet sich selbst als «modernen Flickenteppich der Kulturen». Anders als etwa in den USA ist nicht die Verschmelzung zu einer Kultur das Ziel, sondern das Erhalten der kulturellen Vielfalt. Schon früh verfolgte das Land eine liberale Einwanderungspolitik und so emigrieren seit 1850 Menschen aus aller Welt nach Kanada. Nicht immer war das Verlassen der Heimat einfach, doch stets war es mit grossen Hoffnungen verbunden, wie wir im informativen Museum of Immigration am Pier 21, dem Ort des Geschehens, erfahren.
samstäglicher Markt im Hafen von Halifax alles frisch, alles organic Leckereien zum Frühstück. Man beachte den Preis! grösser geht immer ;) wer die Wahl hat...

Auf den zweiten Blick - Auf den zweiten Blick finden wir sehr schöne Quartiere. Merken, dass es viele spezielle Shops gibt. Wir entdecken eine kleine Bierbrauerei, einen Laden wo «organic food» verkauft wird und in dem nebenan Kaffee getrunken werden kann, essen gute Burger im «Ace burger». Es ist schön sich ein wenig auszukennen, Lieblingscafés zu haben und ein wenig zu wissen, was wie läuft. Und auch das Wetter wird immer schöner, der Sommer steht vor der Tür.
Wir freunden uns mit dem Bussystem an. Mit ein wenig Planung lassen sich doch ein paar schöne Orte in der Natur besuchen. Der «Point Pleasant Park» etwa, wo das Treiben im Hafen und das Eintreffen grosser Containerschiffe beobachtet werden kann.
Oder das schöne «Herring Cove». Hier verbringen wir einen ganzen Sonntag. Wir klettern über die Steine, bewundern die hohen Wellen und geniessen das goldene Abendlicht. Die Häuser sind in schönen Farben gestrichen, der Rasen ist getrimmt, Blumen wachsen in ihren Beeten und das Leben scheint hier gemächlich vor sich hinzufliessen. Wir freuen uns sehr noch mehr vom ländlichen Kanada zu sehen und das städtische etwas hinter uns zu lassen. Zumindest für den Moment. Dazu mehr im nächsten Bericht, in dem wir dann hoffentlich auch verkünden können: wir sind «on the road»!
Halifax downtown schönes Quartier im Long Lake Provincial Park aufgeräumtes Herring Cove Sonntagsausflug nach Herrin Cove wildes Meer... ...schöne Wanderwege ... und frische Meerbrise

Noch eine kleine Anmerkung für alle, die sich jetzt fragen, ja und warum halten sie sich denn überhaupt so lange in Halifax auf?
Unser Auto haben wir von Hamburg nach Halifax verschifft- die Überfahrt dauert alles in allem fast 3 Wochen. Wir wollten dann auch gleich von Hamburg losfliegen, da wir sonst eine teure Zugreise oder einen zusätzlichen Flug zurück in die Schweiz hätten buchen müssen. Ausserdem sind die Flüge von Hamburg aus günstiger, als von der Schweiz. Tja, dafür haben wir jetzt hier ein wenig Geld ausgegeben… Können aber dann erholt losreisen - hat auch was :-)
philipp

2014-06-12 04:25:19

Hallo zäme!
Wie es scheint haben wir das schöne Wetter nach Nova Scotia mitgebracht, wir hatten bisher zumindest meistens Glück!

Philipp

2014-06-12 04:29:31

Wir mussten uns auch durch das Milchangebot kämpfen (nun - in kleineren Läden auf dem Land ist auch die Auswahl geringer...), da unsere Anna einen gleichen Schoppen wie zuhause wünscht!
Morgen gehts für uns nach Cape Breton. Leider haben wir bereits Halbzeit hier in Nova Scotia.
Viel Spass auf Euren weiteren Reise!
Gruss
Philipp

rene mehmann

2014-06-12 12:36:10

Hola
Zurück aus dem warmen spanischen Sommer ist es schwer vorstellbar, dass in Kanada der Frühsommer erst richtig erwacht. Schön, dass ihr in Halifax auch die schönen Seiten der Küstenstatt entdecken konntet. Ja, die XXL-Shopping-Center Kultur wird auch noch eine Weile begleiten. Schön, dass es auch vermehrt organic-shops gibt. Geniesst den Weg durch Kanada, das sind Andys echte Wurzeln. Liebe Grüsse Rene Mehmann/Papi

Sabine und Andy

2014-06-14 15:20:53

Hallo Philipp

Danke für deine Nachricht! Ja, das Wetter ist sehr schön- auch hier in Neufundland. Wir sind von Halifax direkt Richtung Cape Breton gefahren und haben dann die Fähre nach Neufundland genommen. Hier gefällt es uns ausserordentlich gut und wir bleiben noch ein bisschen..
Geniesst den Rest eurer Ferien!
Liebe Grüsse A&S

Sabine und Andy

2014-06-14 15:24:01

Hoi Papi

Schön, dass du auch mit uns dabei bist und uns Nachrichten schickst. Wir freuen uns immer sehr. Mittlerweile sind wir bereits in Neufundland und das Wetter ist sommerlich warm. Auch das Meer würde zum Baden einladen.. Aber bisher haben wirs nicht gewagt..Hier sind auch die XXL Shoppingcenter weit weg, was uns sehr recht ist)

Liebe Grüsse und bis bald
S&A

Mehmann Felix / Helene

2014-08-10 15:39:45

Hallo Ihr zwei, endlich haben wir es auch geschafft auf Eure Website zu kommen. Uns geht es den Umständen entsprechend. Mein Knie ist in der Zwischenzeit neu und künstlich, es läuft aber schon ganz gut. Der Restaurant Konkurs ist auch über die Bühne und wir versuchen unseren Alltag neu zu regeln. Neue Aufgabe und alles normalisieren ist die Devise.
Ganz liebe Grüsse aus Neuenhof. Felix und Helene


Name *

Email

Website

deine Mitteilung *